ARD Ratgeber Technik und die Elektronische Zigarette..

 

Am Samstag den 13. März erfolgte im Rahmen des Verbraucher-Magazins „ARD Ratgeber Technik“ die Erstausstrahlung eines Berichts zur [intlink id=“6″ type=“page“]Elektrischen Zigarette[/intlink]. Der immerhin 5:30 Min lange Beitrag wurde von vielen am Thema Interessierten bereits im Vorfeld sehnsüchtig erwartet. Angesichts des letztendlichen Resultats müssen sich die Macher des grundsätzlich recht angesehenen Magazins dann doch einige Kritik gefallen lassen.

ARD Ratgeber Technik – Bild: ARD.de

Hardcore-Raucher kommen zu Wort, tatsächliche Nutzer einer E-Zigarette nicht

Immerhin insgesamt rund 1:40 Min Länge widmete der Beitrag einem Stammtisch-Trio bekennender Tabak-Fans. „Ich mag Tabak, es schmeckt mir – ob starke Zigaretten, Zigarillos oder Zigarren – es schmeckt!“ begeistert sich einer der eingefleischten Kettenraucher am Biertisch einer verqualmten Raucherkneipe. Dem „Quarz-Trio“ wurde von den ARD-Ratgebern die elektrische Zigarette zum Testen vorgesetzt. Zur großen Überraschung aller finden die Herren die E-Zigarette gewöhnungsbedürftig und es schmeckt ihnen nicht so richtig. Das ist ja mal eine Überraschung!

Zum Video ARD Ratgeber Technik
Videobeitrag ARD Ratgeber Technik

Was erwartet man, wenn man überzeugte Hardcore-Rauchern in einem Stammtisch-Testszenario die elektrische Zigarette probieren lässt? Das Ergebnis ist in etwa so vorhersehbar, wie wenn man völlig verfetteten Couch-Potatos die Pizza und das Kartoffelchips-Dessert zur Seite zieht und ihnen eine Schüssel Obst hinstellt.

Wahrscheinlich haben aber die Bilder der drei von der E-Zigarette leicht irritierten Raucher deutlich besser in die Gesamtstory gepasst, als die Erfahrungsberichte von tatsächlichen Nutzern einer elektrischen Zigarette – die fehlten merkwürdigerweise. Objektiver Journalismus?

Vergleich zur Tabakzigarette fehlt

Gegenüber den mehr als eineinhalb Minuten des Rauchertrios wurden einem deutschen Händler (VitaSmoke) ganze 10 Sekunden eingeräumt. Raimund Woitinek, der Geschäftsführer von VitaSmoke schaffte es sogar, in dieser Rekordzeit den entscheidenden Aspekt der elektrischen Zigarette herauszustellen. Zitat Woitinek: „Der Vorteil der elektronischen Zigarette ist ganz eindeutig, dass sie keine Tausende von Giftstoffen zu sich nehmen, die beim Verbrennen von normalem Tabak entstehen, nur um an ihr Nikotin zu kommen.“

Nachdem der Bericht überschrieben ist mit der Aussage „Elektronische Zigarette – Alternative für Raucher?“, sollte man davon ausgehen, dass die ARD-Macher dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage nachgehen und einen Vergleich zwischen der Schädlichkeit von Tabakzigaretten und elektrischen Zigaretten ziehen. Fehlanzeige – dieser Vergleich wird leider nicht angestellt.

FDA-Studie wird zur „Never Ending Story“

FDA Logo

Stattdessen konzentriert man sich bei der ARD ganz auf die Bestandteile des Aroma-Liquids, das in elektrischen Zigaretten verwendet wird. Wie auch diverse Apothekenblättchen zuvor, werden die öffentlich rechtlichen Journalisten bei einer von der amerikanischen Behörde für Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassung (FDA) in Auftrag gegebenen Studie fündig. Kennern der Materie steigt spätestens beim Stichwort „FDA“ der Blutdruck. Worum geht es?

Am 22. Juli 2009 veröffentlichte die Behörde Ihre Bedenken zur elektrischen Zigarette, die sie insbesondere auf die Untersuchungsergebnisse einer Stichprobe von Importen aus chinesischer Produktion stützte.
Ergebnis: „One sample was found to contain diethylene glycol, a toxic chemical used in antifreeze. Several other samples were found to contain carcinogens, including nitrosamines.”
Auf Deutsch: “Eine Stichprobe enthielt Diethylenglycol, eine toxische Chemikalie, die auch in Frostschutz enthalten ist. Verschiedene andere Stichproben enthielten karzinogene Substanzen, u.a. Nitrosamine.“ Das hört sich in der Tat dramatisch an.
Bei der ARD-Recherche offensichtlich übersehen wurde der Umstand, dass diverse Wissenschaftler angesehener amerikanischer Universitäten (u.a. Boston University) der US-Gesundheitsbehörde FDA unlauteres Handeln vorwerfen und die Behörde auffordern, alle Fakten der Studie zu veröffentlichen. Veröffentlicht wurde lediglich „dass“ diese Stoffe gefunden wurden, allerdings wurde bis heute nicht offiziell berichtet, „wie viel“ dieser Stoffe gefunden wurden. So hätten die von der FDA durchgeführten Studien eindeutig belegt, dass elektrische Zigaretten hundertfach weniger schädlich seien als herkömmliche Zigaretten. Veröffentlicht wurden allerdings nur Daten, die elektrische Zigaretten in einem schlechten Licht erscheinen ließen. Unterschlagen wurde u.a., dass Nitrosamine in weit höheren Konzentrationen auch in zugelassenen Nikotinpflastern oder -kaugummis zu finden sind. Sie kommen – üblicherweise in nicht gesundheitsschädigenden Dosen – in vielen Lebensmitteln vor, beispielsweise in Bier, Fischen, gepökelten Fleischerzeugnissen oder in Käse.

Zweifelhafte Aneinanderreihung von Beitrags-Sequenzen

In dem ARD-Bericht wird die FDA-Aussage über gefundene Nitrosamine direkt im Anschluss an den Abfüllprozess des VitaSmoke-Liquids gezeigt und so aus Sicht des Zuschauers in einen sachlichen Zusammenhang gesetzt. Dieses Vorgehen ist fast schon als böswillig zu bezeichnen. So wie einige andere deutsche E-Zigaretten-Händler lässt VitaSmoke seine Liquids bei einem Hamburger Spezialunternehmen entwickeln und produzieren. Die E-Liquids werden dort ISO-zertifiziert hergestellt und unterliegen einer ständigen analytischen Kontrolle. Sofern die Liquids mit Nikotin versetzt werden, wird ausschließlich pharmazeutisches Nikotin verwendet. Abgefüllt werden die VitaSmoke Liquids schließlich in einem Apothekenbetrieb in keimfreier Umgebung. Diese Liquids enthalten nachweislich keine Spuren von Nitrosaminen.

Anstatt die Bemühungen deutscher Händler, eben nicht billige Liquids zweifelhafter chinesischer Herkunft anzubieten positiv hervorzuheben, wird die seriöse Liquid-Herstellung noch medial vorgeführt. O-Ton ARD Ratgeber Technik: „Wo sonst die Gesundheit im Mittelpunkt steht, wird jetzt ein Gift abgefüllt. Wozu soll das gut sein?“ Die Antwort auf diese polemische Frage müsste korrekterweise lauten: Um durch das Setzen von Qualitäts-Standards genau solchen Berichten den Boden zu entziehen.

Böse elektrische Zigarette – Gutes Nikotinpflaster

„Nikotin ist halb so giftig, wie das Rattengift Strichnin“ weiß dann Dr. Thomas Schulz vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Wer würde dem widersprechen.

Prof. Mayer – Bild: Uni Graz

Was allerdings auch bei dieser Aussage fehlt, ist der Hinweis auf die Relation der Nikotindosis im Vergleich zu anderen Formen des Nikotinkonsums. Dazu ein Zitat aus einem Gutachten über die Pharmakologie und Toxikologie einer Elektrischen Zigarette zur Rauchentwöhnung von dem Grazer Prof. Dr. Bernd Mayer (das im ARD-Beitrag keine Erwähnung findet):
„Im Vergleich zu anderen Formen der Nikotinsubstitution hat die Elektrische Zigarette mehrerer wesentliche Vorteile. Besonders hervorzuheben ist die bessere Dosierbarkeit und damit Anpassung an den Bedarf des Rauchers. Die Rate der Nikotinfreisetzung aus Depotpräparaten (Pflastern) ist nicht kontrollierbar, Das Kauen von Nikotin-Kaugummis führt häufig zu unerwünschten Spitzen der Nikotin-Plasmakonzentration und entsprechenden Nebenwirkungen [..]. Die Elektrische Zigarette ermöglicht hingegen die exakte Anpassung der Nikotin-Dosis an den aktuellen Bedarf. Ein weiterer Vorteil ist die Verfügbarkeit von vier Filtern mit abnehmendem Nikotingehalt. Dies ermöglicht den Betroffenen im Zuge der Entwöhnung eine abgestufte Reduktion der Nikotindosis.“

Prof. Mann - Bild: ZI Mannheim
Prof. Mann – Bild: ZI Mannheim

Im Gegensatz dazu sind die ARD-Spezialisten zu der Möglichkeit der Rauchentwöhnung via Elektrische Zigarette zu einer anderen Erkenntnis gelangt. O-Ton: „Doch was mit dem Nikotinpflaster funktionieren kann, wird mit der Kunstkippe eher nicht klappen.“ Fundamentiert wird diese These mit einem Statement von Prof. Dr. Karl Mann vom „Zentralinstitut für Seelische Gesundheit“ in Mannheim: „das Verhalten wird beibehalten, nur die Inhaltsstoffe sind anders.“

Diese Aussage von Prof. Mann ist genauso falsch, wie sie richtig ist. Gerade weil der Raucher, der von seiner Sucht weg will, bei der Elektrischen Zigarette nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen muss, funktioniert sie bei der Rauchentwöhnung so gut. Selbst starke Raucher sind erfahrungsgemäß in der Lage, ohne Entzugserscheinungen auf die elektrische Zigarette umzusteigen. Sie erhalten weiterhin die erwünschte/benötigte Dosis an Nikotin, allerdings ohne den Preis der sonstigen tödlichen Giftstoffe und müssen in der Phase des Umstiegs keine ihrer Gewohnheiten wirklich umstellen.

Zweimal „Fazit“

Das Fazit der Journalisten im ARD-Beitrag lautet „Bleibt die Frage, ob die Menschheit diese Erfindung braucht?!“

Das Fazit von Elektronische-Zigaretten.net ist ein anderes: „Bleibt die Frage, was die Menschheit eher braucht – Erfindungen vom Charakter einer Elektronischen Zigarette, oder schlecht gemachte Ratgeber-Sendungen.“

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