E-Zigarette + Apotheken Umschau + Bild Zeitung = ?

 

Was kommt dabei heraus, wenn sich die Bild Zeitung und die Apotheken Umschau dem Thema „Elektrische Zigarette“ widmen? Leider nicht viel Positives.

Verpasste Chance

Während die elektrische Zigarette derzeit eine „Abstimmung mit den Füßen“ erfährt und für immer mehr Raucher einen funktionierenden Ausweg aus der Tabaksucht darstellt, haben die beiden großen Meinungsmacher Bild Zeitung und Apotheken Umschau die Chance (wieder einmal) vertan, eine ausgewogene Aufklärung der Öffentlichkeit zu leisten.
Während die Schlagzeile in der Bild Zeitung „Soll ich lieber elektronische Zigaretten rauchen?“ noch hoffen läßt, ist die Richtung bei der Apotheken Umschau schon von vorne herein vorgegeben: „Wie ungesund sind E-Zigaretten?“. Im Grunde genommen handelt es sich um den gleichen Artikel, der in der Langversion bei der Apotheken Umschau und in der gekürzten Version bei Bild.de erschienen ist.

Sind elektrische Zigaretten eine gesündere Alternative?

Diese von der Bild Zeitung selbst gestellte Frage wird nicht klar beantwortet. Man verweist auf mangelnde Studien und die grundsätzliche Gefährlichkeit von Nikotin. „von den Nebenprodukten ganz zu schweigen.“ – suggestiv wird der Eindruck erweckt, dass man beim Konsum einer elektrischen Zigarette über das Nikotin hinaus eine unbekannte Anzahl und Menge weiterer Stoffe zu sich nimmt. Aber welche Nebenprodukte können denn beim Genuss einer elektrischen Zigarette tatsächlich anfallen? Außer Nikotin und ungefährlichen Aromastoffen enthält sie im Wesentlichen lediglich Propylenglykol. Ein in der EU als Lebensmittelzusatzstoff zugelasse Flüssigkeit, die bei der Herstellung von Kaugummi und Zahnpasta verwendet wird und seit neuestem sogar als Futterzusatz für Milchkühe Anwendung findet. Und da bei der elektrischen Zigarette lediglich eine Erwärmung des aus nur wenigen Bestandteilen bestehenden Liquids stattfindet, aber eben keine Verbrennung, sagt einem bereits der gesunde Menschenverstand, dass der Genuss der elektrischen Zigarette unter Risikoaspekten in keinem Verhältnis zu dem Giftcocktail einer Tabak-Zigarette steht. Aber um gesunden Menschenverstand geht es bei der Bild Zeitung ja nicht.

Wankelmütiger Professor?

Im gleichen Stil geht es weiter. Die Autorin der Apotheken-Umschau zieht den Tabakforscher Professor Jean-Francois Etter von der Universität Genf zu Rate. Lesern unseres Blogs ist Dr. Etter durch seine [intlink id=“557″ type=“post“]Studie zur elektrischen Zigarette[/intlink] kein Unbekannter. Er ist seit mehr als 14 Jahren spezialisiert auf den Forschungsbereich der Rauchentwöhnung bzw. –Prävention. Ein ausgewiesener Kenner der Materie also.

Er wird von der Bild-Zeitung bzw. der Apotheken-Umschau folgendermaßen zitiert: „Ich kann niemandem raten, die E-Zigaretten zu dampfen. Das Risiko ist unkalkulierbar. Das einzig gesunde Verhalten in Punkto Rauchen ist und bleibt das Unterlassen.“ Man könnte meinen, dass der Forscher nicht gerade ein Fan der elektrischen Zigarette ist. Aber so ist das nun einmal mit Zitaten. Man schneidet sich die Aussage heraus, die am besten zur Story passt. Ein anderes Zitat von Dr. Etter, das er anlässlich seiner Studie zur elektrischen Zigarette gab, hätte einfach weniger gut zur Story der Apotheken-Umschau gepasst: „Die vorläufigen Untersuchungsergebnisse sowie andere Daten zeigen, dass die elektrische Zigarette sowohl das Verlangen als auch die Entzugserscheinungen lindern. Alles weist darauf hin, dass die E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung eine effiziente Hilfe darstellt und alleine deswegen eine ernsthafte Untersuchung verdient.“

Wenn’s wirken würde, gäbe es die E-Zigarette in der Apotheke

Dann kommt für viele Nutzer der elektrischen Zigarette der Aufreger schlechthin: „Wäre der Nutzen bewiesen, dann bekäme man elektronische Zigaretten in der Apotheke. Genau wie die anderen Substitutions-Produkte wie Nikotinkaugummis, -pflaster oder -verdampfer.“

Na herrlich. Ketzerisch könnte man dann im Umkehrschluss fragen, ob bei allen Produkten, die in der Apotheke erhältlich sind, der Nutzen bewiesen ist?! Übersehen wurde auch, dass viele Apotheken bereits die elektrische Zigarette vertreiben. So verfügt das Unternehmen Vitasmoke für sein Produkt über eine eigene Pharmazentralnummer (PZN: 6554320). Nach Aussage des Vitasmoke-Geschäftsführers Raimund Woitinek verkauft sich die Elektrische Zigarette ganz hervorragend über die Apotheken. Offensichtlich gibt es einige Apotheker im Land, die sich mit der elektrischen Zigarette weniger oberflächlich befasst haben und den Nutzen dieses Produktes als deutlich günstigere Alternative zum Rauchen erkennen.

Dass die elektrische Zigarette anderen Produkten zur Rauchentwöhnung in vielen Punkten deutlich überlegen ist, haben wir an anderer Stelle ([intlink id=“525″ type=“post“]Nicorette Inhaler vs. Elektrische Zigarette[/intlink]) bereits ausführlich dargelegt.

Unabhängiger Journalismus?

Unabhängiger Journalismus sieht anders aus. Aber der Artikel stammt ja auch nicht aus unabhängiger Feder, sondern wurde von der Apotheken-Umschau zugeliefert. Dieses Medium ist den meisten aus der Apotheke bekannt, dort liegt das kostenlose Blättchen alle zwei Wochen neu in einer Auflage von fast 5 Millionen Exemplaren aus. Man versteht sich als „Mittler zwischen dem Rat suchenden Patienten und dem nahezu unüberschaubaren Informationsangebot“. Der zum Wort & Bild Verlag gehörende Titel ist primär werbefinanziert. Die Werbung wird i.d.R. von Arzneimittelherstellern und Pharmaunternehmen geschaltet. Ein Schelm, wer Böses denkt.

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