Rauchverbot im Flugzeug: elektrische Zigarette hebt ab!

Auf einem Flug kann man heutzutage die tollsten Dinge unternehmen. Gute Airlines bieten ihren Fluggästen ein umfassendes „Inflight Entertainmaint“ an. Die neuesten Filme, verschiedene Radiokanäle und jede Menge interaktive Spiele. Nur Rauchen, das darf noch nicht einmal derjenige, der 10.000 € und mehr für ein First Class Ticket bezahlt hat. Dabei ist dieses Bedürfnis für manche Flugreisenden subjektiv mindestens so wichtig, wie der Wunsch nach mehr Platz und besserem Service.

Elektrische Zigarette „on Air“

Jetzt wagt die US-Charter-Fluglinie „Global Exec Aviation“ den Vorstoß, das Rauchverbot für Raucher erträglich zu machen. Die Lösung für Nikotingenuss „über den Wolken“: die elektrische Zigarette. Die kleinen akkubetriebenen Nikotin-Verdampfer sind optisch einer echten Tabak-Zigarette nachempfunden. Da bei einer elektrischen Zigarette keine Verbrennung stattfindet, besteht weder eine Brandgefahr, noch wird Rauch produziert. Neben den gesundheitlichen Vorteilen werden insbesondere die Mitmenschen und Sitznachbarn nicht durch Tabakqualm belästigt. Grundsätzlich also eine optimale Lösung für Raucher, die auf einem langen Flug ihr Verlangen nach Nikotin elegant befriedigen möchten.

blu und Global Exec Aviation kooperieren beim Thema elektrische Zigarette – Bild: blu

Blu Cigs heißt der amerikanische E-Zigaretten-Händler, der zusammen mit der kleinen kalifornischen Charter-Fluggesellschaft aus Long Beach einen Test aufgesetzt hat. Auf den Flügen der insgesamt sechs Business Jets werden jetzt kostenlos Probepackungen mit einer elektrischen Zigarette „ready to go“ verteilt.
Blu Cig-Geschäftsführer Jason Healy ist glücklich über die Partnerschaft: „Es ist definitiv ein erster Schritt!“. Sinn der Aktion ist es primär „Feedback einzuholen“. Außerdem möchte Healy die Tatsache herausgestellt wissen „dass es sich um eine Option handelt“, nach dem Motto alles kann, nichts muss.

Ebenfalls ein wichtiger Grund, sich für die elektrische Zigarette zu entscheiden war die Tatsache, dass sich der „Rauch“ (strenggenommen ist es Nebel) einer elektrischen Zigarette rückstandslos verflüchtigt. Niemand, der gerade für Tausende von Dollar einen Business Jet gechartert hat, möchte in ein verrauchtes Flugzeug einsteigen. Alleine der Austausch eines einzigen Sitzes in einer Gulfstream IV beziffert Healy mit 5.000 $.

Rechtliche Situation unklar

Rauchen ist in den USA seit Juni 2000 auf allen nationalen und internationalen Linienflügen verboten. Vom Verbot nicht betroffen sind Charter-Flüge, allerdings müssen die Charter-Fluggesellschaften für jeden Nichtraucher einen Sitz in einem Nichtraucherbereich bereitstellen, wenn er es wünscht. Insbesondere bei kleinen Business-Jets ist das rein räumlich nicht darstellbar.

Bleibt die Frage, ob sich das Rauchverbot im Flugzeug auch auf die elektrische Zigarette bezieht. Bisher hat die in diesem Fall zuständige Behörde, das United States Department of Transportation (DOT), noch nicht offiziell zur elektrischen Zigarette geäußert. Eine Unterbehörde des DOT, die Federal Aviation Administration (FAA) stellt es der einzelnen Fluglinie frei, die rauchfreien elektrischen Zigaretten auf ihren Flügen anzubieten.

Große US-Fluggesellschaften winken ab

Allerdings scheinen sich die großen Fluggesellschaften noch nicht an dieses heikle Thema heranzutrauen. „Wir beabsichtigen derzeit nicht, die elektrische Zigarette anzubieten und wir erlauben derzeit auch nicht die Nutzung der E-Zigarette auf unseren Flügen“ sagt beispielsweise Brad Hawkins, Sprecher der Fluglinie Southwest. Und auch bei American Airlines winkt die Unternehmenssprecherin Mary Frances Fagan ab: „Wir haben keine Pläne irgendwelche Zigaretten auf unseren Flugzeugen zu erlauben“.

Jason Holi, ein Operation Manager von Global Exec Aviation, sieht das Thema etwas differenzierter, als seine Kollegen von den großen Fluggesellschaften. Auslöser war ein Erlebnis mit einem wohlhabenden Kunden, der kein Problem damit hatte, $300.000 für einen Privatjet nach Südafrika zu zahlen, dann aber wieder abgesprungen ist, als er erfuhr, dass er während des langen Flugs nicht rauchen dürfe: „Wir sind in ein serviceorientierten Dienstleistungsbranche tätig. Wenn ich einen Passagier habe, der ohnehin latent an Flugangst leidet und dann auch noch Kettenraucher ist, möchte ich diesem Kunden den Flug so angenehm wie möglich machen.“ sagt Holi. Allerdings hat er auch Verständnis für große Fluggesellschaften, die ein breiteres Publikum zufriedenstellen müssen. Manche Passagiere dürften immer noch ein Problem damit haben, wenn ihr Sitznachbar an einer Zigarette ziehen, selbst, wenn es sich dabei um eine elektrische Zigarette handelt.

Mitmenschen immer noch irritiert

Diese Erfahrung musste unlängst der aus ‘Notting Hill’ bekannte Darsteller [intlink id=“186″ type=“post“]Rhys Ifans[/intlink] auf einem Transatlantik-Flug machen. Der Schauspieler saß in einer Maschine von London nach Los Angeles, als er begann, an einer elektrischen Zigarette zu paffen. Augenblicklich beschwerten sich mehrere Passagiere bei der Crew. Der für seinen speziellen britischen Humor bekannte Darsteller löschte daraufhin die vermeintlich echte Zigarette auf seiner herausgestreckten Zunge. Erst zu diesem Zeitpunkt dämmerte es allen Anwesenden, dass es sich sohl kaum um eine echte Zigarette handeln könne.

Ryanair wittert Zusatzgeschäft

Ryanair umgeht Rauchverbot im Flugzeug

Als erste europäische Fluglinie ist übrigens der irische Discount-Carrier Ryanair auf den Zug mit der elektrischen Zigarette aufgesprungen. Eine Befragung von 24.000 Passagieren hatte ergeben, dass rauchende Kunden nun einmal gerne auch im Flugzeug rauchen würden. Die Antwort von Ryanair auf diesen Wunsch wurde durch die Aussicht auf ein Zusatzgeschäft noch einmal positiv beeinflusst: „Passagiere müssen sich nicht länger vor langen Flügen ohne eine Zigarette fürchten“. Ryanair-Flieger dürfen sich seit September 2009 ihren Nikotin-Kick an Bord der Billig-Fluglinie mit einem von der Fluggesellschaft verkauften Nikotin-Inhalator (ähnlich einem [intlink id=“525″ type=“post“]Nicorette Inhaler[/intlink]) zum Preis von 6 € pro Päckchen mit fünf Sticks befriedigen.

Stephen McNamara, der Pressesprecher von Ryanair sieht für alle Beteiligten nur Vorteile: „abgesehen davon, dass Fliegen für Raucher deutlich entspannter wird, müssen sich Nichtraucher schliesslich nicht mehr mit schlecht gelaunten, nörgelnden Rauchern auf Nikotin-Entzug herumschlagen.“ Eine echte E-Zigarette verkauft Ryanair ebenfalls – allerdings nur im Online-Shop der Fluggesellschaft. Und nein, auf den Ryanair-Flügen ist die Benutzung der im Online-Shop verkauften elektrischen Zigaretten nicht erlaubt. Wie schade.

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